Ein schneller Facebook-Crosspost:
ich bin zwar rund 10 Jahre jünger, kann aber praktisch alles exakt so unterschreiben
Von: Alexander Wendt
Ich muss es an dieser Stelle einmal sagen: Ich bin jetzt 58, und alles in allem dankbar, dass ich vor ziemlich langer Zeit eine Loveparade ohne Absperrungen und Polizei erlebt habe, CSD-Feiern ohne Polizei und ohne Politiker auf einem Mottowagen und ohne nackte unästhetische Personen, Oktoberfeste ohne Taschenkontrolle, Feste in kleinen und größeren Orten ohne Merkellego und Security, Fußgängerzonen, die noch nicht wie erweiterte Bahnhofsvorplätze aussahen, und Bahnhofsvorplätze, auf denen man sich aufhalten konnte, statt sie wie heute so schnell wie möglich durchzulaufen. Ich kenne noch die Zeiten, in denen die Tagesschau und das Heute-Journal Nachrichten brachten. Es gab Zeiten, in denen ich einen Fernseher hatte. Ich habe noch die Zeiten erlebt, in denen es interessant war, den SPIEGEL und die FAZ zu lesen. Die FAZ kaufte ich mir damals; heute nehme ich sie ab und zu aus dem Sportstudio mit, wo sie kostenlos ausliegt, um immer wieder festzustellen, dass es richtig war, kein Geld dafür ausgegeben zu haben. Ich habe noch Zeiten erlebt, in denen im Wort „Bundeskanzler“ und „Außenminister“ eine gewisse Würde mitschwang. Ich habe die Zeit zwischen dem 9. 11. 1989 und dem 11.9. 2001 erlebt, die halkyonische Phase, in der es so aussah, als wären die einen Quälgeister für immer verschwunden, und als die neuen sich zumindest im Westen noch nicht zeigten.
Wie gesagt: alles in allem bin ich froh darüber.
Ich kann mit dem Begriff „Normalität“ deshalb etwas anderes verbinden als jemand mit dem Geburtsjahr 2000.
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